5. Oktober 2013 erstellt von ufo in Allgemein
Nachdem die 3Sat Produktion KIRAN aus der Reihe Fremde Kinder auf zahlreichen internationalen Festivals eingeladen war (Leipzig, Nyon, Karlovy Vary, Freistadt, Duisburg uva), den Hauptpreis für den besten Dokumentarfilm beim Pentedatillo Filmfestival gewonnen hat und auch für den Deutschen Kamerapreis nominiert war, ist das Team um Alexander Riedel und Bettina Timm nun für den Deutschen Kurzfilmpreis nominiert. Die Entscheidung fällt am 17.Oktober in Berlin.
KIRAN erzählt aus der Welt des 8jährigen Jungen, der mit seiner Mutter zusammen in einer Jurte in den französischen Pyrenäen lebt. Kiran weiß, wie man das Feld bestellt, und welche Pflanzen essbar sind. Dafür hat er keine Ahnung, wie man einen Computer bedient oder wie es sich in der Stadt lebt. Sein größter Wunsch ist es auf eine öffentliche Schule zu gehen um endlich lesen und schreiben zu lernen…
Der Film erzählt in ruhigen, sorgfältig eingerichteten Bildern von Kirans Alltag, und von der verwunschenen Schönheit der wilden Pyrenäen. Die Kamera hält sich zurück, macht sich fast vergessen und lässt Platz für einen sehr cineastischen, bildstarken Erzählfluss.
Das UFO FILMGERÄT Team hatte einen großen Anteil an der Produktion: Björn Rothe als Kameraassistent, Felix Lang als Produktionsleiter und Simon Schwab, der damalige Praktikant, vertraten das Münchner Lager. Die Bildgestaltung durfte ich verantworten. Tonmeister war Hannes Ullmann, dem wir auch die Fotos in diesem blog-Beitrag verdanken. Den Schnitt gestaltete Frank Müller.

Zum Einsatz kamen beim Dreh im Frühjahr 2012 eine Sony FS100 mit Aja KiPro Mini Recorder und Zeiss ZF Objektiven – eine Entscheidung, die heute vielleicht anders fallen würde, da es mittlerweile praktischere Kameras mit gleicher oder besserer Qualität gibt (Die FS100 hat keine integrierten ND-Filter und nur einen HDMI-Ausgang, um die hohe 10bit 4:2:2 Qualität aufzuzeichnen). Zu diesem Zeitpunkt war es aber eine praktische und auch budgetär bedingte Entscheidung. Durch die Dreharbeiten bei “Unter Müttern”, die vorher ebenfalls mit Pelle Film unter der Regie von Bettina Timm stattgefunden hatten, wußten wir, dass die FS100 sehr gute Bildergebnisse liefert, wenn man das externe Signal per HDMI aufzeichnet. Nur mit dem Handling war und bin ich eher unzufrieden, da das Setup recht unhandlich und schwer ist, wenn man alles montiert, was man zum Arbeiten gerne dran hat. Die Handkamera-Szenen wurden zur echten Kraftprobe.
Die Zeiss ZF-Optiken sind in meinen Augen, zumindest im Bereich der Festbrennweiten, die optimale Wahl für den dokumentarischen Dreh mit “großem Sensor”. Sie sind lichtstark, haben kein Breathing und einen idealen Schärfeweg, der es erlaubt, die Schärfe alleine zu ziehen. Das ist mir bei dokumentarischen Drehs sehr wichtig, da das richtige Timing der Schärfenverlagerung so ein wichtiger Gestaltungspunkt ist, und sich oft so spontan und intuitiv entscheidet, dass ich meist lieber selber die Schärfe ziehe. Und für diese Arbeitsweise sind mir die Zeiss ZF lieber als beispielsweise die Compact Primes, die zwar eine sehr hohe Präzision bieten, aber auch sehr lange Wege erfordern, die man ohne Umgreifen oft nicht bewältigen kann. Und das führt dann oft zu Unruhe oder auch Verwackeln.
Bei der Lichtsetzung konnte ich neben einer Arri M18 HMI und einem Dedolight Octodome auch auf verschiedene Cinemagic Tubelights und TecPro TPLoni LEDs zurück greifen. Letztere waren vor allem bei den Szenen in der Jurte äußerst hilfreich, da es dort keinen Strom gab. Die LED Panels, die z.B. unter der Decke montiert wurden, konnten über V-Mount-Akkus stundenlang betrieben werden. Sie sind dimmbar, in der Farbtemperatur anpassbar, und sie entwickeln keine Wärme. Noch dazu haben sie ein kleines Packmass. Unglaublich wichtige Dokumentarlampen….
Der eigentliche Luxus bestand aber in der Möglichkeit, in unserem Kamerabus ausreichend Fahnen, Rahmen und Grip transportieren zu können, so dass ich sehr viel durch Abschattungen und Reflektionen mit dem vorhandenen Licht arbeiten konnte.

Der Film arbeitet oft mit Kamerafahrten, um beispielsweise Gesprächssituation, die dokumentarisch stattfanden, auflösen zu können ohne durch “Zusammenschnitte” den Rhythmus zu zerstören. Zum Einsatz kamen neben dem Panther Husky und einem Satz Schienen (wichtig bei der langen Fahrt durch den Wald am Ende des Films) auch ein Jib-Arm von ProSup und vor allem der Twin Dolly, der als kleines Schienendollysytem überall Einsatz findet, wo ein großer Dolly zu sperrig wäre – oder dort, wo der Untergrund allzu uneben ist. Die Schienen des Twin Dolly lassen sich auch auf Licht- oder Kamerastativen montieren und sind damit nahezu überall einsetzbar.

Nach dem Drehtag wurde das Material abends vor Ort von der Schnittassistentin Sophie Oldenbourg angelegt und gesichtet und von den Regisseuren ausgewertet, so dass wir immer einen guten Überblick hatten, wie sich der Film entwickelt
Ein eingeschworenes und motiviertes Team und eine Regie/Produktions-Gemeinschaft, die sich entschlossen hatte, einen außergewöhnlichen, bildstarken Film zu produzieren, der den Produktionsrahmen eigentlich gesprengt hat, haben ein tolles Arbeiten ermöglicht und einen Film hervor gebracht, der sicher aus dem normalen Fernsehrahmen herausfällt.