22. Januar 2014 erstellt von ufo in Allgemein
Ein Projekt der Axel-Springer-Akademie widmet sich radikal dem mobile reporting: Alle Reportagen auf der website unter-anderen.de wurden mit dem iphone 5s gedreht. Auch das Videoeassay. Dieses allerdngs mit dem 35mm iphone-Adapter von P&S und einem Zeiss Compact Zoom 28-80mm/2.9.
von Philip Vogt
Der Ansatz war klar und radikal
Die Volontäre der Axel-Springer-Akademie sollten mit der kleinsten und unauffälligsten verfügbaren Technik so tief wie möglich in ihr Thema, die Subkulturen, eintauchen. Dafür ist das iphone 5s mit der app “filmic pro” eine spannende Wahl. In voller HD Qualität produziert es rauscharme und recht gut komprimierte Bilder. Durch die app wird die automatische Steuerung des iphones umgangen und man kann Belichtung und Fokus mehr oder weniger manuell einstellen. Allerdings hat man keine echte Blendenabstufung. Man kann lediglich die verschiedenen Bildteile antippen und dadurch die automatische Belichtung auf diesen Bildteil ausrichten. Die einmal eingestellte Belichtung bleibt dann so lange erhalten, bis man eine andere wählt. Interessant ist aber auch die Möglichkeit, das Videomaterial mit einer geringeren Komprimierung als im iphone vorgesehen aufzuzeichnen.
Ein Videoessay in einem alten Stadtbad
Für die website sollte zusätzlich zu den Reportagen auch ein Videoessay produziert werden, für dessen Umsetzung neben Pia Frey und Nicolas Vetter auch der Projektbetreuer Matthias Zuber und ich als Kameracoach verantwortlich waren. Als location wurde das alte Stadtbad Steglitz ausgewählt. Im ehemaligen Schwimmbecken wurde ein großes schmiedeeisernes Gitter montiert, und in der Maske sorgten mehrere Dutzend Kostüme dafür, dass die Sunbkulturen der letzten zwei Jahrtausende zum Leben erweckt wurden. Mal vor und mal hinter dem Gitter.
Das Schwimmbecken rundum bespielbar zu halten, sowie die Tatsache, dass wir fast keine Zeit zum Umleuchten hatten, trugen zur Lichtauswahl bei. Eine Arri M40 HMI, zwei 2,5kw Ari Compact HMIs und zwei 1200W Arri Compact gaben uns eine ausreichende, konstante und doch kontrastreiche Grundbeleuchtung. So hatten wir nur noch eine 8 bank CMT zum Nachleuchten in den Nahen.
Der Essay-Look
Es entstand die Idee, dem Videoessay einen anderen Look als den Reportagen zu geben. Einen filmischeren Look mit geringerer Schärfentiefe.Trotzdem gab es die klare Auflage:
Auch das Videoessay sollte mit dem iphone 5s gedreht werden.
Auf den Messen im letzten Jahr hatte ich etwas gesehen, das ich dafür unbedingt ausprobieren wollte:
Den Pro 35 Smart Adapter von P&S Technik fürs iphone.
Dank der freundlichen Unterstützung von Anna Piffl bei P&S Technik konnten wir auch tatsächlich mit einem gesponsorten Pro35 Smart-Adapter drehen. Am vorderen Ende platzierten wir Sponsoring vom UFO FILMGERÄT: das neue Zeiss Compact Zoom 28-80mm/2.9. Die Wahl fiel auf ein Zoom, um die Chancen zu erhöhen, dem ambitionierten Drehplan von über 80 Einstellungen an dem einen Drehtag ohne Optikwechsel folgen zu können. Ganz geschafft haben wir es nicht.
Die Montage des Pro 35 Smart gestaltete sich sehr einfach. Vor allem, wenn man früher schon einmal einen 35mm-Adapter benutzt hat, funktioniert das alles intuitiv und sorgenfrei.
Relativ ungewohnt war für mich die Schmutz- und Staubanfälligkeit des Systems. Wir mussten zwischendurch sehr viel weiter als eigentlich nötig in das Bild hinein zoomen, um zwei Häarchen, die sich zwischen den Gläsern festgesetzt hatten und sich auch nicht ohne größeren Eingriff entfernen ließen, “weg zu cadrieren”. Dadurch wurde natürlich einiges an Auflösung eingebüsst – man sieht es deutlich im Vergleich zu den journalistischen Beiträgen, die einen ganz cleanen Full HD Look haben. Beim Essay erinnert es streckenweise doch eher an alte Zeiten… Der Look war aber ganz gut für das, was es werden sollte. Die app “Filmic Pro” fand ich eher unkomfortabel zu bedienen. Man musste immer wieder auf helle oder dunkle Flächen schwenken und die Belichtung nachregulieren, statt mit einer einmal festgelegten Belichtung zu drehen und den Rest über das Blendenrad des Zeiss Zooms zu regeln. Leider hat die app sich auf dem von uns benutzten iphone auch als sehr instabil erwiesen. Es gibt allerdings auch eine eigene Smart 35 app von P und S Technik (über den itunes store) mit der diese Probleme vielleicht umgangen werden können – wir hatten leider nicht die Zeit, damit zu experimentieren.
Für einige wenige ungewöhnliche Kamerapositionen benutzen wir auch das “nackte” iphone.
Und – der neueste Clou am iphone 5s – wir konnten (außerhalb der Filmic Pro app) auch 120 fps Highspeedaufnahmen machen, denn das gehört mittlerweile zum Leistungsumfang eines normalen iphones 5s.
Das Video-Essay gibt es auf der Projektseite unter-anderen.de zu sehen.