3. Februar 2014 erstellt von ufo in Allgemein
Der tragischkomische Kurzfilm von Susan Korda ist während der kommenden Berlinale im Rahmen eines Special Preview Screenings bereits vor seiner internationalen Premiere zu sehen. Die Geschichte rund um verhängnisvolle Familienun- und -zufälle, die die Protagonisten fürs Leben zeichnen und damit erst zu dem machen, was sie sind, wurde von DoP Stephan Falucchi mit Canon K35 Objektiven an einer Red Epic X in Szene gesetzt.
Die Herausforderung war immens: Im Rahmen eines LowBudget Kurzfilms sollte die bürgerliche Welt des Berlins der Jahrhundertwende wieder auferstehen. Neben herausragenden Schauspielern und aufwendigem Szenenbild und Maske wollte auch der richtige Look gefunden werden. Im Bereich Kameratechnik arbeitete das Team um die Produzentin Christine Günther (OPTASIA Film) zum wiederholten Mal mit UFO Filmgerät zusammen.
Joachim Król und Nadine Wrietz in “Salomea’s Nose”
Der bildgestaltende HFF Babelsberg-Absolvent Stephan Falucchi, der mit Andreas Kannengiessers Film “Vergiss Dein Ende” bereits 2011 für das beste Spielfilmdebüt beim Camerimage in Lodz nomiert war, erzählt hier von seiner Arbeit mit der Red Epic X und den Canon K35 Objektiven an “Salomeas Nose”.
Interview mit Stephan Falucchi
1. Gab es ästhetische Vorbilder zur Bildgestaltung? Wie war die Zusammenarbeit und Vorbereitung mit der Regie?
Ja, die gab es. Nachdem ich ein Drehbuch gelesen habe, beginne ich Bildmaterial zu sammeln. Ich habe auch Susan Korda gebeten, Bildmaterial zusammen zu tragen. Und zwar geht es dabei nicht immer nur um Licht, Farben oder Bildstimmungen. Auch Bilder, die die Figuren charakterisieren oder z.B. Beziehungen zwischen zwei Figuren illustrieren, sind sehr wertvoll. Die Charaktere spielen für mich eine entscheidende Rolle beim Finden der Bildsprache.
DoP Stephan Fallucchi am Set von “Salomea’s Nose”
In der zweiten Phase hilft mir das Bildmaterial in der Kommunikation mit allen Departements, besonders Production Design, Kostüm, Maske und Oberbeleuchter.
Es ist für mich sehr wichtig zu verstehen, welche Vorstellungen die Regie hat. Einige Regisseure/innen wollen dann mehr Input von mir, und andere haben sehr konkrete Vorstellungen und besitzen schon ein ausgearbeitetes Storyboard und Bildkonzept. Beide Arbeitsweisen sind für mich sehr spannend. Mit Susi war es eine Mischung. Susi ist eine erfahrene Cutterin. Wir haben im Vorfeld viel über den Rhythmus und den Schnitt gesprochen und sie hatte diesbezüglich konkrete Vorstellungen, ohne aber im Voraus bereits ein Storyboard zu haben. Zusammen haben wir eine Shotliste und einen Rahmen erstellt, in dem wir uns mit der Bildsprache bewegen.
Regisseurin Susan Korda am Set.
2. Mit welchem Licht hast Du gearbeitet?
Bei diesem Projekt war das eine besondere Herausforderung, denn zum Teil wurden mehrere Räume im Haus gleichzeitig bespielt und beleuchtet. Es war meistens eine abgestimmte Mischung aus vorhandenem Licht und künstlichem Licht. Anders ging es nicht, wir hatten nicht ein riesengrosses Budget, um komplett sonnenunabhängig zu arbeiten. Wir mussten das vorhandene Licht nutzen, den Drehplan und Drehort nach dem Sonnenstand richten. Da ist es umso wichtiger, dass zwischen den Gewerken eine gute Zusammenarbeit herrscht. Besonders die Auswahl und Ausstattung der Drehorte ist ein wichtiger Punkt.
Mit meinem Oberbeleuchter Andreas Schwab haben wir uns im Voraus über Stimmung und Lichtcharakteristik ausgetauscht. Für mich war es sehr wichtig, dass wir dieselbe “Lichtsprache” sprechen und an die Herausforderung des Projektes anpassen. Es gibt unzählige verschiedene, technische Möglichkeiten, die zum Ziel führen. Vieles entscheidet sich vor dem Dreh selbst und am Set geht es dann eher darum, sich den Gegebenheiten anzupassen und schnelle Entscheidungen zu treffen. Die technische Auswahl der Lampen überlasse ich dem Oberbeleuchter.
3. Mit welcher Kamera und mit welchen Objektiven hast Du gearbeitet und warum?
Unsere Kamera war die RED Epic. Ich habe das erste Mal mit einer RED gedreht. Meine früheren Projekte waren auf Film oder mit der ALEXA gedreht. Die Entscheidung für die RED war einerseits durch das Budget geprägt, und andererseits durch den Wunsch, RAW zu drehen. Wir wollten ein optimales Ausgangsmaterial, um in der Postproduktion alle Möglichkeiten der Bearbeitung zu haben. Für die dokumentarisch gedrehten Rückblenden im Film nutzte ich außerdem eine Canon C300 mit den Zeiss Compact Primes. Ich
mag diese Kamera für dokumentarisches Arbeiten. Sie ist klein und handlich. Im Canon C Log Modus entstehen Bilder mit einem flachen Gamma, was optimal ist für die Weiterbearbeitung in der Post. Ich habe verschiedene Objektive getestet. Wir wollten das scharfe, digitale ein wenig brechen, und uns haben die K35 Objektive überzeugt, da sie etwas weicher abbilden.
Regisseurin und DoP (hinter der Red Epic) am Set von Salomea’s Nose
4. Wie hast Du die Kamera geführt?
Wir hatten alles im Programm. Von Dolly bis Steadycam. Die RED Epic ist kompakt und wiegt nicht unbedingt mehr als vergleichbare Systeme. Schulterkamera war kein Problem, und auch das schnelle Umbauen auf Dolly oder Steadycam. Das hat sehr gut geklappt. Sonst ist mir beim Dreh nichts nennenswertes aufgefallen, was nicht im Voraus bereits bekannt war. Die Technik ist ein Werkzeug, das funktionieren sollte und den Kriterien des Projektes dient. Die sind von Projekt zu Projekt unterschiedlich und werden vor
dem Dreh besprochen, abgewägt und festgelegt.
5. Wie hast Du belichtet?
Ich hatte einen Belichtungsmesser dabei, um beim Vorleuchten kleine Überprüfungen zu machen, und im Bereich der Arbeitsblende zu bleiben. Zusätzlich nutzte ich den Waveform Monitor an der Epic.
6. Was ist Dir in der Post aufgefallen?
Man konnte sehr gut mit dem Material arbeiten. Wir haben 4K / RAW gedreht, und uns standen alle Möglichkeiten offen in der digitalen Bearbeitung. Da gibt es wirklich keine grossen nennenswerten Nachteile. “Salomeas Nose” war ja auch kein komplexes VFX Projekt. Wir hatten einige Greenscreen Aufnahmen und ein paar kleine
VFXs, die in der Post eingebaut wurden. Alles in einem überschaubaren Bereich. Auch die Farbkorrektur war dezent angelegt. Im RED RAW Material wären noch mehr Möglichkeiten in der Nachbearbeitung drin gewesen. Das war aber für dieses Projekt gar nicht erwünscht.
7. Was hat Dir an der Technik gut gefallen, was hättest Du Dir vielleicht anders gewünscht?
Jedes Projekt hat seine Rahmenbedingungen und die Wahl der richtigen Technik hängt von mehreren Faktoren ab. Meine Aufgabe ist es u.a. Vor- und Nachteile abzuwägen, der Regie und der Produktion zu kommunizieren und zusammen dann die Kompromisse abzuwägen. Die RED Epic war für dieses Projekt genau die richtige Wahl.
Ich muss sagen, dass ich auch sehr gut betreut war vom UFO Filmgerät. Eine gute Betreuung ist neben der richtigen Technik sehr viel wert und mir selbst sehr wichtig. Ich hätte mir nichts besseres gewünscht.
Ich hatte ein sehr gutes Team, das wirklich alles möglich gemacht hat. Ich nutze die Gelegenheit, um hiermit allen zu danken!!
Salomea’s Nose wird im Rahmen der Berlinale am 12.2.2014 um 11 Uhr im HAU zu sehen sein.